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Name (wiss.) | Epipactis palustris (L.) CRANTZ |
Name(n) (trivial) | Sumpf-Ständelwurz, Sumpfwurz |
Familie | Orchidaceae (Orchideen) |
Ordnung | Asparagales (Spargelartige) |
Kurzbeschreibung | Epipactis palustris ist eine ausdauernde Pflanze, die eine Wuchshöhe von 30 bis 50cm erreichen kann.
Blätter: lanzettlich, rinnig, mit deutlichen Längsnerven, deren Grund umfasst den Stängel, länger als Stängelglieder, nach oben spitzer, Blüte: äußere Perigonblätter oval-lanzettlich, gekielt, rötlich überlaufen, innere außen weißlich und innen rot gestreift, Petalen bilden mit mittlerem Sepalum einen Helm, Lippe bis 12mm lang, Blüte ohne Sporn, Blütenstände einseitswendig, mit 4 bis 20 hängenden Blüten, diese bis zu 2cm groß, Blütezeit: Juni bis August Frucht: meist rötlich überlaufen, behaart, hängend, |
Herkunft | Europa bis Ost-Sibirien, Zentral-Asien |
Vorkommen und Standortfaktoren |
Epipactis palustris bevorzugt sonnige Standorte mit feuchten Böden und kommt auf Moorwiesen und in Flachmooren vor. |
Standort im Bot. Garten | Systematische Abteilung |
Enthaltene Toxine | |
Weitere Info zur Toxizität | |
Symptome bei Vergiftungen | |
Maßnahmen bei Vergiftungen | |
Besonderheiten | Orchideenblüten variieren sehr in ihrer Form und Farbe, sie weisen jedoch in ihrem Aufbau typische Erkennungsmerkmale auf. Die Blüten besitzen anstelle der Kelch- und Blütenblätter eine dreizählige Blütenhülle (Perigon), die sich aus zwei dreizähligen Kreisen (drei äußere, drei innere Perigonblätter) zusammensetzt. Das mediane, stets größeres Blütenhüllblatt des inneren Kreises ist zu einer Lippe (Labellum) umgewandelt und meist durch Drehung nach vorn und abwärts gerichtet. Das Labellum ist oft in einen hypochilen (inneren, basalen) und einen epichilen (äußeren) Teil geteilt und häufig an der Rückseite mit einer hohlen Aussackung, dem sogenannten Sporn versehen. Sporne sind mit wenigen Ausnahmen Saft-halter oder Saftdrüsen, sogenannte Nektarien. Weitere Charakteristika der Orchidaceae sind zum einen die Reduktion des Androeceums (Gesamtheit der männlichen Geschlechtsorgane) von drei auf zwei oder ein Staubblatt (Pollen produzierendes Organ), sowie die häufige Verwachsung des Griffels und Narbe zu einem Säulchen dem sogenannten Gynostemium. Die Pollenkörner werden entweder einzeln in sogenannten Tetraden entlassen oder meist als Pollinien. In den Pollinien sind alle Pollenkörner eines Pollensacks zu einer zusammenhängenden Pollenmasse verbunden. Die Pollinien sitzen einem Stiel auf, der entweder vom Pollinium selbst (Caudicula) oder von einem sterilen Narbenlappen (Rostellum) gebildet wird, dem sogenannten Stipes. Am Ende des Stiels befindet sich der Klebkörper (Viscidium), welcher vom Rostellum gebildet wird. Wenn die Pollinien der zwei Antherenhälften mit einander verschmolzen sind und einen gemeinsamen Stiel und Klebkörper haben spricht man von einem Pollinarium. Ebenfalls wenn alle vier Pollinien des Staubblattes einen gemeinsamen Klebkörper aufweisen, wird von einem Pollinarium gesprochen. |
Bedeutung in Lehre und Forschung | Darwin: „Die Einrichtungen, durch welche Orchideen befruchtet werden, sind ebenso verschieden und beinahe ebenso vollkommen wie irgendeine der schönsten Anpassungen im Tierreiche. Eine Untersuchung ihrer vielen schönen Einrichtungen dürfte manchen Personen eine höhere Meinung von dem ganzen Pflanzenreiche bringen.“ Einleitend beschreibt er in seinem Buch „The Various Contrivances by which Orchids are Fertilised by Insect“ (Die verschiedenen Einrichtungen, durch welche Orchideen von Insecten befruchtet werden) die von Ihm genannten blütenbiologischen Fachausdrücke, die er zur Beschreibung dieser Einrichtungen (Blüten) verwendete. Trotz eines allgemein zugrunde liegenden Aufbaus, verfügt jede Orchideenart über einen artspezifischen Habitus. Eine weitere Untersuchung Darwins betraf die Art Epipactis palustris (L.) Crantz umgangssprachlich „Sumpf-Stendelwurz“. Diese Art ist von den weiteren Epipactis-Arten durch ihr bewegliches, weißes Labellum zu unterscheiden. Ihr Labellum ist zweigeteilt und gliedert sich in das gekrümmte, bewegliche Epichil (äußerer Teil) sowie in das breite, sekretierende Hypochil (basale Teil). Das Epichil ermöglicht angepassten Insekten durch seine Schaukelbewegung einen erleichterten An- und Abflug, sowie vereinfachten Zugang zur Nektarquelle. Jedes am Labellum gelandete Insekt, schlüpft in das Innere der Blüte. Dabei muss es sich an die Krümmung des Epichils anpassen und verursacht so eine Gewichtsverlagerung nach vorne. Dies führt dazu, dass der äußere längere Arm des Epichils mit dem Abdomen des Tieres in die Höhe wippt und so die Nahrungsaufnahme erleichtert. Beim Verlassen der Blüte bzw. beim Rückwärtsgang des Insekts nimmt das Epichil wieder seine ursprüngliche Position ein, wobei der Vorderkopf des Bestäubers an das Viscidium (Klebscheibe) des Rostellums stößt und so die Pollinien aufgesetzt bekommt. Als Bestäuber kommen laut Beobachtungen Darwins Sohns William „Korbbienen“ (Apis melliferia) als Hauptagenten in Frage. Nach Vöth (1988) kommt neben der Honigbiene (Apis mellifera) eine große Anzahl solitärer Bienen in Frage. |
Quellennachweis | Rothmaler, Eckehart, Jäger: Exkursionsflora von Deutschland Krautige Zier- und Nutzpflanzen; Heinrich, Voelckel, Dietrich, Feldmann, Geithner, Kögler, Rode, Westhus: Thüringens Orchideen.Suessenguth K. 1939 in Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mittel-Europa, Band II Monocotyledones, Carl Hanser Verlag München; Wagenitz G. 1996: Wörterbuch der Botanik. Die Termini in ihrem historischen Zusammenhang, Gustav Fischer Verlag Jena; Kadereit et. al. 2014: Strasburger, Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften. 37. Auflage. Springer Verlag.Darwin 1862: Die verschiedenen Einrichtungen durch welche Orchideen von Insecten befruchtet werden; Vöth, W. 1999: Lebensgeschichte und Bestäuber der Orchideen am Beispiel von Niederösterreich. Biologiezentrum Linz Herausgeber: Oberösterreichisches Landesmuseum, Biologiezentrum Linz. Schriftenreihe Stapfia 65. 257 S. Allen, M. 1989: Darwins Leben für die Pflanzen. Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft GmbH, Herrsching. |