BOTANISCHER GARTEN DER JLU
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Pflanze
Name (wiss.) Ophrys apifera HUDS.
Name(n) (trivial) Bienen-Ragwurz
Familie Orchidaceae (Orchideen)
Ordnung Asparagales (Spargelartige)
Kurzbeschreibung Ophrys apifera ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 15 bis 40cm erreichen kann.
Stängel: kräftig, hellgrün,
Blätter: 2 bis 4 rosettenartige Grundblätter, grün-bläulichgrün, länglich-lanzettlich, 4 bis 8cm lang, 2 bis 3 Laubblätter, diese den Stängel scheidig umfassend,,
Blüte: zweiseitig symmetrisch, Kelchblätter hell bis kräftig rosa, diese zur Blütezeit stark zurückgeschlagen, Lippe 3-lappig, Mittellappen dunkelbraun, hell gemustert, stark konvex gewölbt, Seitenlappen behaart, Pollinien lang gestielt, Tragblatt die Blüte nicht überragend, Blütenstand locker, mit zwei bis neun Blüten
Blütezeit: Mai bis Juli
Frucht: zylindrische Kapseln, aufrecht stehend, über 10.000 Samen, mit auffälligen Blütenresten,
Herkunft Europa, Nord-Afrika, Vorderasien, Kaukasien
Vorkommen und
Standortfaktoren
Ophrys apifera bevorzugt mäßig trockene bis mäßig frische Lehmböden in warmen Lagen und kommt auf warmen Magerrasen, Halbtrockenrasen und in lichten Eichen-Kieferwäldern vor.
Standort im Bot. Garten Karnivorenhaus, Kalkmagerrasen
Enthaltene Toxine
Weitere Info zur Toxizität
Symptome bei Vergiftungen
Maßnahmen bei Vergiftungen
Besonderheiten Orchideenblüten variieren sehr in ihrer Form und Farbe, sie weisen jedoch in ihrem Aufbau typische Erkennungsmerkmale auf. Die Blüten besitzen anstelle der Kelch- und Blütenblätter eine dreizählige Blütenhülle (Perigon), die sich aus zwei dreizähligen Kreisen (drei äußere, drei innere Perigonblätter) zusammensetzt. Das mediane, stets größeres Blütenhüllblatt des inneren Kreises ist zu einer Lippe (Labellum) umgewandelt und meist durch Drehung nach vorn und abwärts gerichtet. Das Labellum ist oft in einen hypochilen (inneren, basalen) und einen epichilen (äußeren) Teil geteilt und häufig an der Rückseite mit einer hohlen Aussackung, dem sogenannten Sporn versehen. Sporne sind mit wenigen Ausnahmen Safthalter oder Saftdrüsen, sogenannte Nektarien. Weitere Charakteristika der Orchidaceae sind zum einen die Reduktion des Androeceums (Gesamtheit der männlichen Geschlechtsorgane) von drei auf zwei oder ein Staubblatt (Pollen produzierendes Organ), sowie die häufige Verwachsung des Griffels und Narbe zu einem Säulchen dem sogenannten Gynostemium. Die Pollenkörner werden entweder einzeln in sogenannten Tetraden entlassen oder meist als Pollinien. In den Pollinien sind alle Pollenkörner eines Pollensacks zu einer zusammenhängenden Pollenmasse verbunden. Die Pollinien sitzen einem Stiel auf, der entweder vom Pollinium selbst (Caudicula) oder von einem sterilen Narbenlappen (Rostellum) gebildet wird, dem sogenannten Stipes. Am Ende des Stiels befindet sich der Klebkörper (Viscidium), welcher vom Rostellum gebildet wird. Wenn die Pollinien der zwei Antherenhälften mit einander verschmolzen sind und einen gemeinsamen Stiel und Klebkörper haben spricht man von einem Pollinarium. Ebenfalls wenn alle vier Pollinien des Staubblattes einen gemeinsamen Klebkörper aufweisen, wird von einem Pollinarium gesprochen.
Bedeutung in Lehre und Forschung Die Blüten der Gattung Ophrys sind Sexualtäuschblumen, die weder Pollen noch Nektar deren Bestäubern bieten. Unter den sogenannten Täuschblumen, Blüten welche zwar Insekten anlocken, ihnen aber keinerlei Belohnung für deren Bestäubung bieten, nehmen die Sexualtäuschblumen eine besondere Stellung ein. Deren Blüten bieten ihren Bestäubern (Hymenopteren) keine Nahrung, sondern verleiten männliche Hymenopteren (Hautflüglern) zu sexuellen Verhalten auf dem Labellum (Lippe). Jede Ophrys-Blüte ahmt die Schlüsselreize der Weibchen ihrer Hymenopteren-Bestäuber nach. Hymenopteren-Männchen schlüpfen ca. eine bis drei Wochen früher als deren Weibchen (Proterandrie), und erliegen so in diesem Zeitraum der Ophrys-Blüte, denn sie täuscht den weiblichen Sexualpartner vor. Durch das Nachahmen optischer, taktiler und olfaktorischer (Geruch, dem Pheromon des Weibchens ähnliche Duft) Reize versuchen die Männchen sich mit der Blüte zu paaren. Dieser Vorgang spielt sich nur wenige Sekunden ab und vollzieht sich ebenfalls beim nächsten Blütenbesuch, wobei unterschiedlich große Pollenklümpchen (Massulae) von der zuvor besuchten Blüte auf der Narbe verbleiben. Nach wenigen Besuchen erkennt das Hymenopteren-Männchen die Blüte als Attrappe und meidet die bereits besuchten Blüten. Darwin war sich dessen zu seiner Zeit nicht bewusst. Er bemerkte zwar den geringen Ansatz von Fruchtkapseln und die von Bestäubern wenig besuchten Blüten. Jedoch vermochte er dafür keine befriedigende Erklärung geschweige denn, verstand er die Sexualtäuschblumen der Gattung Ophyrs. Gegenüber den übrigen Ophrys-Arten ist die Blüte von Ophrys apifera Huds., umgangssprachlich „Bienen-Ragwurz“ obligat autogam, d.h selbstbestäubend Durch die Abwärtskrümmung der Pollinienstiele hin zur Narbe, kommt es zur Selbstbestäubung (Autogamie). Zwar beschrieb bereits Darwin diesen Vorgang sehr detailliert und wusste von dessen Einzigartigkeit, jedoch gab ihm diese Beobachtung zu Denken. Denn im Schlussabschnitt seines Orchideenbuches, welches 1862 unter dem Titel „On the various contrivances by which British and foreign orchids are fertilised by insects“ erschien, kam er zusammenfassend zu dem Entschluss, dass die komplizierten Blüten der Orchideen ganz auf die Sicherung der Fremdbestäubung ausgelegt sind.
Quellennachweis Freundeskreis Botanischer Garten der Justus-Liebig-Universität Gießen e.V., Text und Fotos: Hans Bahmer; Heinrich, Voelckel, Dietrich, Feldmann et al: Thüringens Orchideen, 2014; Spohn, Aichele: Was blüht denn da?Suessenguth K. 1939 in Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mittel-Europa, Band II Monocotyledones, Carl Hanser Verlag München; Wagenitz G. 1996: Wörterbuch der Botanik. Die Termini in ihrem historischen Zusammenhang, Gustav Fischer Verlag Jena; Kadereit et. al. 2014: Strasburger, Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften. 37. Auflage. Springer Verlag; Darwin 1862: Die verschiedenen Einrichtungen durch welche Orchideen von Insecten befruchtet werden; Schneckenburger, S. 2009 in Darwin und die Botanik: Beiträge eines Symposiums der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft und der Basler Botanischen Gesellschaft zum Darwin-Jahr 2009/Hrsg. Jürg Stöcklin und Ekkehard Höxtermann. ; Vöth, W. 1999: Lebensgeschichte und Bestäuber der Orchideen am Beispiel von Niederösterreich. Biologiezentrum Linz Herausgeber: Oberösterreichisches Landesmuseum, Biologiezentrum Linz. Schriftenreihe Stapfia 65. 257 S.
Blütenstand
Blütenstand
Blütenstand
Blütenstand
Blüte/Frontalansicht
Blüte/Frontalansicht
Blüte/Frontalansicht
Blüte/Frontalansicht
Blüte/Seitenansicht
Blüte/Seitenansicht
Blüte/Seitenansicht
Blüte/Seitenansicht
Detail Pollinien
Detail Pollinien
Detail Pollinien
Detail Pollinien
Blüte
Blüte
Blüte
Blüte
Pollinien auf Bestäuber
Pollinien auf Bestäuber
Pollinien auf Bestäuber
Pollinien auf Bestäuber
junge Frucht
junge Frucht
junge Frucht
junge Frucht
reife Frucht
reife Frucht
reife Frucht
reife Frucht
geöffnete Frucht
geöffnete Frucht
geöffnete Frucht
geöffnete Frucht
Samen
Samen
Samen
Samen
Letzte Aktualisierung: 2020/07/08