BOTANISCHER GARTEN DER JLU
QueRBeet

Suche Pflanzen nach:

Pflanze
Name (wiss.) Anacamptis pyramidalis (L.) RICH.
Name(n) (trivial) Pyramiden-Spitzorchis
Familie Orchidaceae (Orchideen)
Ordnung Asparagales (Spargelartige)
Kurzbeschreibung Anacamptis pyramidalis ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 25 bis 50cm erreichen kann.
Blätter: 4 bis 6 grundständig in Rosette angeordnet, 5 bis 15cm lang, Stängelblätter den Stängel scheidenförmig umfassend, lineal-lanzettlich, rinnig, ungefleckt
Blüte: leuchtend purpurrot, selten weiß, Blüten 1 bis 1,5cm breit, in dreieckiger, dichter, vielblütiger Ähre angeordnet, diese 4 bis 8cm lang und pyramiedenförmig, bis zu 60 Einzelblüten, äußere Perigonblätter abstehend, Blütenlippe mit zwei Leisten, Sporn fadenförmig
Blütezeit: Mai bis Juli
Frucht: Kapsel, aufrecht, ungestielt
Herkunft Mittel-Europa
Vorkommen und
Standortfaktoren
Anacamptis pyramidalis kommt auf Halbtrockenrasen, wechseltrockenen Wiesen und in Trockenwäldern vor.
Standort im Bot. Garten
Enthaltene Toxine
Weitere Info zur Toxizität
Symptome bei Vergiftungen
Maßnahmen bei Vergiftungen
Besonderheiten Orchideenblüten variieren sehr in ihrer Form und Farbe, sie weisen jedoch in ihrem Aufbau typische Erkennungsmerkmale auf. Die Blüten besitzen anstelle der Kelch- und Blütenblätter eine dreizählige Blütenhülle (Perigon), die sich aus zwei dreizähligen Kreisen (drei äußere, drei innere Perigonblätter) zusammensetzt. Das mediane, stets größeres Blütenhüllblatt des inneren Kreises ist zu einer Lippe (Labellum) umgewandelt und meist durch Drehung nach vorn und abwärts gerichtet. Das Labellum ist oft in einen hypochilen (inneren, basalen) und einen epichilen (äußeren) Teil geteilt und häufig an der Rückseite mit einer hohlen Aussackung, dem sogenannten Sporn versehen. Sporne sind mit wenigen Ausnahmen Saft-halter oder Saftdrüsen, sogenannte Nektarien. Weitere Charakteristika der Orchidaceae sind zum einen die Reduktion des Androeceums (Gesamtheit der männlichen Geschlechtsorgane) von drei auf zwei oder ein Staubblatt (Pollen produzierendes Organ), sowie die häufige Verwachsung des Griffels und Narbe zu einem Säulchen dem sogenannten Gynostemium. Die Pollenkörner werden entweder einzeln in sogenannten Tetraden entlassen oder meist als Pollinien. In den Pollinien sind alle Pollenkörner eines Pollensacks zu einer zusammenhängenden Pollenmasse verbunden. Die Pollinien sitzen einem Stiel auf, der entweder vom Pollinium selbst (Caudicula) oder von einem sterilen Narbenlappen (Rostellum) gebildet wird, dem sogenannten Stipes. Am Ende des Stiels befindet sich der Klebkörper (Viscidium), welcher vom Rostellum gebildet wird. Wenn die Pollinien der zwei Antherenhälften mit einander verschmolzen sind und einen gemeinsamen Stiel und Klebkörper haben spricht man von einem Pollinarium. Ebenfalls wenn alle vier Pollinien des Staubblattes einen gemeinsamen Klebkörper aufweisen, wird von einem Pollinarium gesprochen.
Bedeutung in Lehre und Forschung Im Jahr 1862 erschien Darwins erstes botanisches Hauptwerk mit dem Titel „On the various contrivances by which British and foreign orchids are fertilised by insects“. Darin veröffentlichte er seine ersten blütenbiologischen Arbeiten und Beobachtungen zur Variabilität, Funktion und Gestalt von Orchideenblüten. Darwin entdeckte bzw. verzeichnete die Bewegung der „Pollinien“ (Orchideen typische Pollenpakete) und ihres Stielchens nach Entnahme aus der Blüte. Dieses Phänomen studierte er im Besonderen an der Art Anacamptis pyramidalis RICH. Zu Darwins Zeiten war diese Art unter dem Artnamen Orchis pyramidalis L. bekannt. Durch intensive Beobachtung wurde ihm das Nutzen dieser Eigenschaft bewusst: Pollinarien mit gestreckten Stielchen bestäuben die Blüten nicht. Erst die Stielkrümmung bringt die Pollinien in eine passende Position und verhindert so die Bestäubung der gleichen Blüte und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die von Blüten des gleichen Blütenstandes. Dieser Mechanismus gewährleistet die Fremdbestäubung. Zum damaligen Zeitpunkt war Darwin noch nicht bewusst, dass es sich bei Anacamptis pyramidalis Rich. (Basionym Orchis pyramidalis L. ) um eine sogenannte (Nektar-) Täuschblume handelt. Dabei täuscht die Blüte nahrungssuchenden Insekten optisch eine in ihr verborgene Nektarquelle vor. Eine solche ist jedoch nicht vorhanden und der Sporn dieser Blüten ist auch nicht dazu befähigt Nektar zu produzieren oder saftreiches Gewebe zu bilden, welches Bestäuber (Insekten) mit ihrem Rüssel anbohren können.
Quellennachweis Spohn, Aichele: Was blüht denn da?; Rothmaler, Eckehart, Jäger: Exkursionsflora von Deutschland Gefäßpflanzen: Grundband; Heinrich, Voelckel, Dietrich, Feldmann, Geithner, Kögler, Rode, Westhus: Thüringens Orchideen;Darwin 1862: Die verschiedenen Einrichtungen durch welche Orchideen von Insecten befruchtet werden; Schneckenburger, S. 2009 in Darwin und die Botanik: Beiträge eines Symposiums der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft und der Basler Botanischen Gesellschaft zum Darwin-Jahr 2009/Hrsg. Jürg Stöcklin und Ekkehard Höxtermann; Vöth, W. 1999: Lebensgeschichte und Bestäuber der Orchideen am Beispiel von Niederösterreich. Biologiezentrum Linz Herausgeber: Oberösterreichisches Landesmuseum, Biologiezentrum Linz. Schriftenreihe Stapfia 65. 257 S.; Suessenguth K. 1939 in Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mittel-Europa, Band II Monocotyledones, Carl Hanser Verlag München; Wagenitz G. 1996: Wörterbuch der Botanik. Die Termini in ihrem historischen Zusammenhang, Gustav Fischer Verlag Jena; Kadereit et. al. 2014: Strasburger, Lehrbuch der Pflanzenwissenschaften. 37. Auflage. Springer Verlag.
Blütenstand/Juni
Blütenstand/Juni
Blütenstand/Juni
Blütenstand/Juni
Blütenstand/Juni
Blütenstand/Juni
Blütenstand/Juni
Blütenstand/Juni
Blüten/Juni
Blüten/Juni
Blüten/Juni
Blüten/Juni
Letzte Aktualisierung: 2017/06/10