BOTANISCHER GARTEN DER JLU
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Pflanze
Name (wiss.) Utricularia australis R.BR.
Name(n) (trivial) Südlicher Wasserschlauch
Familie Lentibulariaceae (Wasserschlauchgewächse)
Ordnung Lamiales (Lippenblütenartige)
Kurzbeschreibung Utricularia australis ist eine frei schwimmende, wurzellose Wasserpflanze, die eine Sprosslänge von 10 bis 40cm erreichen kann.
Blätter: 10 bis 50mm lang, zahlreiche, haarfeine Endzipfel, 70 bis 70 Fangblasen je Blatt, diese 1 bis 4mm lang,
Blüte: gelb, in Trauben angeordnet, 3 bis 12blütig, Trauben ragen aus dem Wasser, Blüte mit Ober- und Unterlippe, diese in rechtem bis stumpfem Winkel zueinander, Gaumen halbkugelig, gespornt, Sporn 5,5 bis 7,5mm lang und stumpf,
Blütezeit: Juni bis August
Frucht: extrem selten, da Blüten steril, falls vorhanden, runde Kapseln
Herkunft Europa, Afrika, Asien bis Japan und Indonesien, Australien
Vorkommen und
Standortfaktoren
Utricularia australis bevorzugt stehende oder langsam fließende Gewässer.
Standort im Bot. Garten Wasserbecken
Enthaltene Toxine
Weitere Info zur Toxizität
Symptome bei Vergiftungen
Maßnahmen bei Vergiftungen
Besonderheiten
Bedeutung in Lehre und Forschung Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war die Existenz von fleischfressenden Pflanzen stark umstritten. Für einige Botaniker verstieß diese Existenz gegen die gottgewollte Ordnung der Natur. Darwin war sich dessen bewusst, fing jedoch nach anfänglichen Zweifeln mit sehr umfangreichen Untersuchungen zu dem Phänomen der Karnivorie im Pflanzenreich an. Er begann eine Vielzahl seiner Versuche und Beobachtungen an der karnivoren Art „Drosera rotundifolia L.", dem Rundblättrigen Sonnentau und weitete diese später auf weitere Artvertreter der Gattung Drosera sowie auf weitere Pflanzen-Gattungen wie „Utricularia" aus. Zahlreiche Arten der Gattung „Utricularia" untersuchte er. Die meisten Experimente nahm er jedoch an Utricularia neglecta vor, einem aquatisch lebenden Artvertreter. Heute steht dieser Artname als Synonym für „Utricularia australis R.BR.", dem südlichen Wasserschlauch. Die Gattung Utricularia besitzt im Reich der fleischfressenden Pflanzen wohl die komplexesten Fallen um Beute zu fangen. Der Tierfang erfolgt mit kleinen, hohlen Fangbläschen deren Öffnungen durch Klappen (Fallentüren) verschlossen werden. Diese liegen den Öffnungen der Fangbläschen dicht auf und werden zusätzlich durch Schleim abgedichtet. Die Fallenöffnungen sind von langen, oft verzweigten sogenannten „Antennen" umgeben, die potenzielle Beute in das Innere der Fallen leiten sollen. Auf der Klappe sowie in der näheren Umgebung der Fallenöffnung befinden sich gestielte Drüsen, die zum Anlocken der tierischen Beute zuckerhaltigen Schleim absondern (Düll & Kutzelnigg 2011). Außerdem stehen auf der Fallentür vier kurze Borsten. Werden diese vom Beutetier berührt, löst dies das Öffnen der Klappe aus. Wasser strömt nun in die Falle, reißt so das Tier mit sich und die Klappe schließt. Die Dauer dieses Vorgangs von etwa 2 Millisekunden gehört zu den schnellsten Bewegungen im Pflanzenreich. Nach Verschluss der Falle beginnt die Verdauung der Beute, indem von vierarmigen Drüsen (Quadrifids), die sich auf der Innenseite der Fallenwand befinden, Enzyme abgesondert werden. Außerdem sind diese sogenannten Quadrifids zum einen für das Herauspumpen des Wassers aus der Falle, sowie für die Aufnahme gelöster, tierischer Nährstoffe zuständig (Jagel & Van de Weyer 2016). Nach dem Verdau der Beute ist die Falle für den nächsten Fang bereit und pumpt hierfür erneut Wasser aus der Falle. Aufgrund dieses Mechanismus, wird dieser Fallentyp als „Saugfalle" bezeichnet, ein Fangmechanismus, der im Pflanzenreich ausschließlich bei der karnivoren Gattung „Utricularia" vorkommt. Obwohl bereits Darwin die Gestalt sowie die Strukturen erkannte und sehr detailliert beschrieb, konnte er den Ablauf und den Fangmechanismus nicht entschlüsseln. Jedoch war ihm der ökogische Nutzen bewusst. Auch „Utricularia" macht sich das Fangen lebender Tiere, Töten, Verdauen und Verwerten dieser zu Nutze, um sich mit Nährstoffen zu versorgen. Indem sie Stickstoff und Phosphor der Beute nutzen, sind sie im Stande, nährstoffarme Lebensräume zu besiedeln.
Quellennachweis Rothmaler, Eckehart, Jäger: Exkursionsflora von Deutschland Gefäßpflanzen: Grundband; Bahmer: Schnellste Pflanze der Welt fängt Tiere, Pflanzensteckbrief Nr. 51, Freundeskreis Botanischer Garten der Justus-Liebig-Universität Gießen; Darwin 1875: Insectenfressende Pflanzen; Adlassing W., Lendl T., Peroutka M. und Lichtscheidl I.K. 2009 in Darwin und die Botanik: Beiträge eines Symposiums der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft und der Basler Botanischen Gesellschaft zum Darwin-Jahr 2009/Hrsg. Jürg Stöcklin und Ekkehard Höxtermann; Düll, R. & Kutzelnigg, H. 2011: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder: die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt; Jagel, A. & Van de Weyer, K. 2015: Utricularia australis und U. vulgaris - Südlicher und Gewöhnlicher Wasserschlauch (Lentibulariaceae), Wasserpflanzen des Jahres 2015.
Blüte mit Bestäuber
Blüte mit Bestäuber
Blüte mit Bestäuber
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Blüte
Blüte
Blüte
Blüte
Blütensporn
Blütensporn
Blütensporn
Blütensporn
Übersicht
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Saugfallen
Saugfallen
Saugfallen
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Saugfalle mit Beute
Saugfalle mit Beute
Saugfalle mit Beute
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Winterknospe
Winterknospe
Winterknospe
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Saugfallen
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vierarmige Drüsen
vierarmige Drüsen
vierarmige Drüsen
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Blüte
Blüte
Blüte
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Übersicht
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Letzte Aktualisierung: 2017/06/10